Bereits im 10. Jahrhundert erscheint der Ort Gisingen in einer Aufzählung der Besitztümer der Abtei St. Maximin in Trier. Aber schon lange waren das Weinbachtal und die Hänge des Scheidbergs und des Gallenbergs besiedelt, wie zahlreiche Kleinfunde aus der Steinzeit beweisen. Auch Kelten, Römer und Franken hinterließen ihre Spuren. Keltischen Ursprungs ist der Ortsname "Gisingen". Er ist abzuleiten vom
keltischen Wort "cuisne" oder "guisne" , was "hervorbrechendes Wasser" oder "Quelle" bedeutet, ein Hinweis auf die zahlreichen Quellen und Feuchtgebiete auf Gisinger Bann.
Aus Guisne wurde Gunsingen, Gusingen, Geusingen, um nur einige der zahlreichen Fassungen des Ortsnamens Gisingen zu nennen.
Die ersten Anfänge des Dorfes erwuchsen ausdem Gutshof eines fränkischen Edelmannes. Vom 9. Jahrhundert bis 1680 gehörte Gisingen zu Lothringen, danach bis 1697 zu Frankreich, anschließend bis 1766 wieder zu Lothringen, von 1766 bis zum Sturz Napoleons zu Frankreich und ab 1815 zu Preußen. Die lothringischen Herzöge, die fränkischen Könige, Napoleon Bonaparte sowie die preußischen Herrscher waren abwechselnd die Landesherren. Bis zur französischen Revolution (Beginn 1789) überließen sie häufig ihren Rittern und Vasallen sowie kirchlichen Würdenträgern ihre Güter und Grundhoheiten zu Lehen.
So wechselten im Laufe der Jahrhunderte immer wieder die Grundherren Gisingens. Auf kirchlicher Seite waren es die Abteien St. Maximin und St. Matthias in Trier sowie die Klöster Fraulautern und Busendorf.
Als weltliche Herren traten z.B. folgende Ritter, Grafen und Freiherren auf:
Horicus, Hedewiches und Stephanus von Gisingen (1179), Alard, Henrich und Wyrich von Gunsingen (1278), Alard von Inne, Marsilis, Jakob von Gunsingen (1320), Wernher Gurznik, Else von Merl, Friedrich von Dalheim (1450), Johann von Gunsingen (1475), Johann von Wolfstein, die Herren von Salm, Plersheim Hohen Saxen, von Sayn und von Kerpen, der Amtmann von Siersburg Laudwein von Bockenheim (ab 1619), Nicolas Dussard, Hubert von Hilbringen, Franz Ernst von Koeller.
Im 18. Jahrhundert waren bis zur Französischen Revolution Henry Louis von Coenen, Francois du Lac und die Herren von Dagstuhl Grundherren Gisingens.
Als Gisingen nach der Verbannung Napoleons (1815) Preußen eingegliedert wurde, führte die preußische Regierung neue Verwaltungsstrukturen ein. Das Gesundheitswesen und die schulische Bildung erfuhren eine wesentliche Verbesserung. Bereits im Jahre 1820 entstand für 42 Schulkinder in der Nähe der Kirche das erste Schulhaus mit Lehrerwohnung.
Gisingen war zunächst Teil der Bürgermeisterei Ihn, 1858 wurde der Ort der Bürgermeisterei Kerlingen mit Sitz in Ittersdorf zugeordnet. Am 1. April 1936 erfolgte die Eingliederung in das neu geschaffene Amt Wallerfangen. Seit der Gebiets und Verwaltungsreform im Jahre 1974 gehört Gisingen als Ortsteil zur Gemeinde Wallerfangen.
Die beiden Weltkriege haben in Gisingen schlimme Spuren hinterlassen. Im 1. Weltkrieg verloren auf den Schlachtfeldern Frankreichs 15 Gisinger Männer ihr Leben. Der 2. Weltkrieg forderte einen noch höheren Blutzoll. Von 100 zum Kriegsdienst eingezogenen Vätern und Söhnen fielen oder starben in Gefangenschaft 35, 21 blieben vermisst. Die Dorfbevölkerung wurde zweimal evakuiert, musste Hab aund Gut verlassen. Die Räumung der “Roten Zone” begann 1939. Viele Gisinger fanden Aufnahme in Hessen, Thüringen und Niedersachsen. Als sie ab 1940 heimkehrten, fanden sie ein zerstörtes Dorf vor. Artilleriebeschuss hatte zahlreiche Häuser beschädigt oder dem Erdboden gleich gemacht. Den größten Schaden aber hatten deutsche Soldaten angerichtet, die im Sinne der nationalsozialistischen Vorstellungen vom “Siedeln eines gesunden Bauerntums” sowohl durch Beschuss beschädigte als auch ältere Häuser sprengten. Ein neues Dorf sollte danach entstehen. Gisisngen verlor 61 seiner 131 Gebäude. Der alte Ortskern war ein Trümmerfeld. Der versprochene “Wiederaufbau” blieb aus. Von der Nachkriegszeit bis heute erlebt das Dorf eine rege Bautätigkeit und einen starken Bevölkerungszuwachs. Gisingen wuchs von 493 Einwohnern im Jahre 1946 auf 821 Einwohner im Jahre 2007.
Die 1964 errichtete Mittelpunktschule für neun Ortsteile, der 1976 errichtete Kindergarten sowie die pfarrliche Neuordnung 1970, durch die Gisingen Pfarrort (Pfarrgemeinde St. Andreas Gisingen) wurde, kennzeichnen Gisingen als besonderes Dorf auf dem Gau.
Sehenswürdigkeiten sind die Kirche St. Andreas mit ihren wunderbaren Fenstern sowie die vier Lothringischen Bauernhäuser, die originalgetreu restauriert an das frühere Dorfbild erinnern. Eines dieser Häuser ist das "Haus Saargau", das der Landkreis Saarlouis 1993 gekauft hat. Hier befinden sich neben einem bäuerlichen Museum ein Informationszentrum des Naturparks Saar – Hunsrück sowie ein Büro der Tourist – Information des Landkreises Saarlouis. Seit 2007 kann das "Haus Saargau" auch für standesamtliche Trauungen genutzt werden. Altlothringische Möbel aus der Sammlung des Pfarrers Louis Pinck (1873 – 1940), Einrichtungs- und Gebrauchsgegenstände des täglichen Lebens aus dem 19. / 20. Jahrhundert sowie eine Sammlung alter Kamin- , Taken- und Ofenplatten geben einen Eindruck vom Leben unserer Vorfahren. Ein besonderes Schmuckstück ist der nach altem Vorbild angelegte Bauerngarten, eingegliedert in die Reihe der "Gärten ohne Grenzen".
Das Haus Saargau spielt im öffentlichen Leben, für die Bevölkerung der näheren und weiteren Umgebung eine wichtige Rolle. Hier finden Sitzungen der Vereine statt, werden Proben abgehalten und Feste gefeiert. Vorträge, Schulungen und kulturelle Veranstaltungen haben das Haus inzwischen weithin bekannt gemacht.
Gisingen ist umgeben von einer reizvollen Landschaft: die saftigen Wiesen, durchflossen vom Weinbach, die mit abwechslungsreichem Buschwerk bewachsenen Höhen und Hänge des Gallenbergs und des Scheidbergs, der Wald mit den tiefen Schluchten und rauschenden Bächlein und Wasserfällen laden zu Spaziergängen und Wanderungen ein.
Besondere Sehenswürdigkeiten sind die drei geologischen Naturdenkmale im Gisinger Wald:
Die Kalktufftreppe des Leitersteiner Baches ist ein Produkt des kalkhaltigen Wassers der Leitersteiner Quelle. Im Bachbett entdeckt man Steine, Blätter und Zweige, die von einer Kalkkruste überzogen sind. Hier ist durch den Vorgang der Kalksinterung Kalksinter oder Kalktuff entstanden.
Ein monumentales Ergebnis dieser Kalksinterung findet man ganz in der Nähe der Kalktufftreppe: "die Grott", ein mächtiger Fels, geschaffen vom Wasser des Lehrborns. Unter diesem Fels befand sich noch bis in die Dreißigerjahre des vorigen Jahrhunderts eine Tropfsteinhöhle; sie ist inzwischen eingestürzt. Ein paar hundert Meter von der “Grott” entfernt kann man das dritte Naturdenkmal bestaunen: die "Pastorsgrät", eine tief in den Sandstein eingeschnittene Schlucht, geschaffen von einem kleinen Rinnsal, das in einem Wasserfall zu Tal stürzt. Dieser tiefe Einschnitt gibt einen Einblick in die Entwicklungsgeschichte der Erde, zeigt den obersten Teil des Mittleren Buntsandsteins und ein Profil des Oberen Buntsandsteins.
Der Name der Grät erinnert an den hier im Jahre 1857 tödlich verunglückten Itzbacher Pastor Hubert Hoffmann.
In Herrn Kremers Buch wird Gisingens frühe Geschichte bis in die jüngere Vergangenheit wieder lebendig, ein Buch das mit viel Liebe, dem Hang zum Detail und Mühe geschrieben wurde. Ein Buch das in keinem Gisinger Bücheregal fehlen sollte. Verfügbarkeitsnachfrage zu stellen bei Herrn Kremer selbst, unserer Ortsvorsteherin oder dem Dorfverein.